Ja, also diese Woche sitze ich zum ersten Mal in meinem Leben an einer Druckfahne. Was ist das eigentlich? Es handelt sich um das (fast) druckfertige Manuskript. Es ist der Text, gesetzt in der endgültigen Schriftart und endgültig verteilt auf den Seiten, mit Copyrightangaben, Danksagung etc. – also so, dass man im Ausdruck quasi das fertige Buch in der Hand hält, minus Bindung und Cover natürlich.
Die Einrichtung dieser Druckfahne übernimmt im Verlag eine weitere Spezialistin – die Setzerin. Sie geht erst an die Arbeit, wenn Lektorat und Rechtschreibkontrolle durch sind – also nichts mehr am Text verändert werden muss. Theoretisch. Praktisch wird dann diese Druckfahne NOCHMALS von Lektorin und Autorin kontrolliert UND MAN FINDET IMMER NOCH FEHLER GOTTVERDAMMT WIE IST DAS MÖGLICH?!
Interessantes Detail zum Thema „Ja, auch das Drucker- und Setzerhandwerk war traditionell männlich dominiert, wieso?“: Es gibt zwei kapitale Satzfehler, die die schönen Namen „Hurenkind“ und „Schusterjunge“ tragen. Dabei handelt es sich um „verlorene Zeilen“. Einen „Schusterjunge“ haben wir, wenn die LETZTE Zeile einer Seite gleichzeitig der Beginn eines neuen Absatzes ist, ein „Hurenkind“, wenn die ERSTE Zeile einer neuen Seite das Ende eines Absatzes darstellt. Beides möchte der Setzer um jeden Preis vermeiden, weil es den Leserhythmus stört. Um solche Fehler zu vermeiden, kommen heutzutage als erstes Satzprogramme ins Spiel, aber oft genug wird dann noch manuell nachgearbeitet – indem zb Füllwörter auf der Seite gestrichen werden, damit der Text fehlerlos passt.
Ich habe von vielen gehört, dass es toll ist, die Druckfahne zu bearbeiten, weil man dann schon fast das fertige Buch in der Hand hält. Ehrlich gesagt, geht mir das (noch?) nicht so – für mich ist das gerade einfach eine weitere Korrekturrunde. Vielleicht bin ich nach dem Bootcamp auch aktuell einfach ein bisschen durch… Um mich nochmal voll auf den Text zu konzentrieren, lese ich ihn jetzt teilweise laut vor… und DAS macht mir echt Spaß, wie ich merke. Leute, ich habe total Lust, euch aus meinem Buch vorzulesen. Und ich hoffe so sehr, dass ich dazu bald Gelegenheit habe, entweder online oder live. Aber erstmal: weiter im Text. Noch vier Kapitel. Seufz.